Was bei der Piercingpflege häufig falsch verstanden wird

Was bei der Piercingpflege häufig falsch verstanden wird

Sehr oft höre ich die Aussage: „Ich desinfiziere mein Piercing regelmäßig“. Das macht allerdings nur Sinn, wenn eine Infektion vorliegt. Dennoch wird oft die Desinfektion als Pflege benutzt. Warum das ein Fehler ist, möchte ich euch mit ein paar Auszügen aus dem Artikel „Piercing-Pflege – warum eine Desinfektion keine Pflege ist“ von Tanja Podjaski, nakedsteel, Berlin, Mitglied im Verband professioneller Piercer e.V. erläutern.

Wir stellen uns vor, dass dein Piercing unter hygienisch optimalen Umständen entstanden ist. Du fragst dich sicher, was sind denn die optimalen Bedingungen? Ein Piercing ist erstmal eine Wunde und dementsprechend sollte die Durchführung wie ein kleiner operativer Eingriff ablaufen.

Der erste Gedanke, der uns dann kommt „dann ist eine Desinfektion doch genau das Richtige“.

Dazu sollten wir erstmal den Begriff Desinfektion klären. Eine Desinfektion wird laut Deutschem Arzneibuch dafür genutzt, „totes oder lebendes Material in einen Zustand zu versetzen, dass es nicht mehr infizieren kann“. Eine Desinfektion ist demnach nur notwendig, wenn bereits Krankheitserreger in die Wunde eingetreten sind oder ein hohes Infektionsrisiko vorliegt. Wenn also dein Piercing wie oben erwähnt unter hygienisch optimalen Umständen entstanden ist, ist eine Desinfektion auch nicht notwendig.

Kann man ja trotzdem machen, doppelt hält besser? Aber wie verhält sich eine Desinfektion auf einer Wunde? Die meisten Desinfektionsmittel sind nicht für eine Langzeitanwendung geeignet, da nach der Überschreitung der Anwendungsdauer, Schädigungen des Gewebes eintreten können. Das passt nicht mit der Abheilzeit unseres Piercings zusammen.  Hinzu kommt, dass nicht jedes Mittel unter gleichen Voraussetzungen anwendbar ist, z.B. Verträglichkeit mit dem jeweiligen Gewebearten.

Durch eine dauerhafte Überreizung der Haut wird der Säureschutzmantel angegriffen. Die Desinfektion unterscheidet nicht zwischen „guten“ oder „bösen“ Mikroorganismen. Um das besser zu verstehen, könnte man sich mit der residenten Flora und dem Hautoberflächen-pH-Wert auseinandersetzen. Das würde allerdings den Rahmen sprengen. Also fassen wir uns kurz und sagen, die guten Mikroorganismen benötigen wir.

Der beste Weg ist, infektiöse Situationen zu vermeiden. Das bedeutet: Finger weg, fass dein Piercing nicht an, halte die gepiercte Stelle trocken und sauber sowie von keimbelasteten Oberflächen fern.

Dein Piercing sollte also nicht desinfiziert, sondern gepflegt werden und das mit 0,9%iger Kochsalzlösung. Diese wird seit jeher auch im Krankenhaus für jegliche großen und kleinen Wunden genutzt.

Bei einem Piercing wird die Haut verletzt. Um wieder zu heilen, bildet der Körper neue Zellen. Diese werden unterstützend mit Kochsalzlösung versorgt und nach einiger Zeit (je nach Stelle), hat sich ein stabiler Narbenkanal gebildet und dein Piercing ist abgeheilt.

Wie und worauf du bei deinem Piercing im Alltag achten solltest, wie du es richtig pflegst, erklären wir dir gerne in einem persönlichen Gespräch. Das kann im Studio (sobald dies wieder möglich ist) stattfinden oder über eine Chatberatung. Einen Termin kannst du dir hier buchen. Das richtige Pflegemittel bekommst du natürlich auch in unserem Shop.

Für alle die Lust auf mehr haben, hier findest du den ausführlichen Artikel von Tanja.


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